MEINE ELTERN
Aufgeschrieben von: Hedwig von Peltzer.
Die Geschichte der Familie Eduard von Peltzer und Olga Volck
und ihrer Kinder in Narva, Russland.
Text wiedergegeben und bearbeitet von Fyodor Soloview.

Hedwig (Heddi) von Peltzer
Sie wurde geboren 13. Mai 1877 in Narva, Russland

Peltzer Haus in Narva
1845-1918

Hinzufügen und zu ändern nichts im Text, oder senden Sie Fotos, entnehmen Sie bitte Fyodor Soloview am

HERMANN FRIEDRICH MACCO
Geschichte U. Genealogie Der Familien Peltzer.

Beiträge zur Genealogie
rheinischer
Adels- und Patrizierfamilien.
III. Band.
Aachen 1901.

HERMANN FRIEDRICH MACCO
Geschichte U. Genealogie Der Familien Peltzer.

Beiträge zur Genealogie
rheinischer
Adels- und Patrizierfamilien.

III. Band.
Aachen 1901.

Seite 5

Als dieser Raum noch Lesezimmer war, hatte ich dort ein kleines Erlebnis.

Ich war hereingelaufen, um an den Ringen, die in der Flügeltür zum Korridor angebracht waren zu turnen. Da bemerkte ich meine Mutter die ganz still in einem der grossen Sessel sass. Sie rief: "komm, setze dich etwas auf meinen Schoss, damit ich merke, dass ich noch ein Kind habe, das nicht erwachsen ist, das wird ja nicht mehr lange dauern."

Damit legte sie ihre Arme um mich. Mir war die Situation entschieden ungemuetlich, denn eine Zaertlichkeit von Mamas Seite war ungewohnt.

Steif wie ein Stock sass ich da, statt meine Arme um ihren Hals zu legen und ihre Waerme zu erwidern. Erst als ich selber Kinder hatte, deren seltene Zaertlichkeit mir jedesmal wie ein Geschenk war, ging mir ein Licht darueber auf.

Ich wusste dass meine Kinder mich liebten, aber es lag nicht in ihrer Art es aeusserlich zu zeigen.

Nur Ralf kannte diese Hemmungen nicht, erweckte stets ein grosses Gluecksgefuehl, wenn er angerannt kam und mich umarmte oder als er groesser wurde seinen Arm um meine Schultern legte.

Ich selber war ja ein nach aussen kuehl erscheinender Mensch und genierte mich geradezu, meine oft überquellende Liebe und Zärtlichkeit zu zeigen. Kein Wunder, wenn die Kinder aehnlich wurden.

Zum Glueck fand ich spaeter ein viel, viel waermeres Verhältnis zu meiner Mutter und brauchte nicht mehr gebeten zu werden, ihr, wenn auch scheu, meine Liebe zu zeigen. Welche liebevollen Briefe erhielt ich von Ihr. Erst bezeigte sie mir ein grosses Interesse an meinem Studium, spaeter an unserm Familienleben und an meinen Kindern, die sie nie gesehen hat. Ich habe es sehr angenehm empfunden, dass Mama nie mit uns Kindern aergerlich war oder es wenigstens nicht zeigte.

aaaaaaaaaaaaiii