MEINE ELTERN
Aufgeschrieben von: Hedwig von Peltzer.
Die Geschichte der Familie Eduard von Peltzer und Olga Volck
und ihrer Kinder in Narva, Russland.
Text wiedergegeben und bearbeitet von Fyodor Soloview.

Hedwig (Heddi) von Peltzer
Sie wurde geboren 13. Mai 1877 in Narva, Russland

Peltzer Haus in Narva
1845-1918

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HERMANN FRIEDRICH MACCO
Geschichte U. Genealogie Der Familien Peltzer.

Beiträge zur Genealogie
rheinischer
Adels- und Patrizierfamilien.
III. Band.
Aachen 1901.

HERMANN FRIEDRICH MACCO
Geschichte U. Genealogie Der Familien Peltzer.

Beiträge zur Genealogie
rheinischer
Adels- und Patrizierfamilien.

III. Band.
Aachen 1901.

Bis zu unserer Reise 1885-87 habe ich Mama eigentlich kaum gekannt, denn wir waren damals noch ganz Dunjas Pflege anvertraut. Wir gingen zu Mutter nur zweimal taeglich zum Handkuss ... und wenn wir etwas zerbrochen hatten. Waehrend unserer Reise beschaeftigte sie sich viel mit Buechern und hatte viel zu schreiben. Aber sie machte Spaziergaenge mit uns, botanisieren viel und gründlich und hatte stets eine schwarze, drehbare Sternkarte zur Hand und hat mich in die Sternbilder eingeweiht.

So bin ich spaeter nie ohne eine Sternkarte gereist und mancher schoene Traum entsprach dieser Liebhaberei. Als ich verlobt war, aergerte es Pappi, dass ich in den Sternenhimmel guckte, statt mich mit ihm zu beschaeftigen.

In den 2,5 Jahren unserer Reise war Mama gleichmaessig freundlich. Natuerlich mussten wir gehorchen und puenktlich sein und sie musste sich auf uns verlassen koennen. Im Uebrigen hatten wir groesste Freiheit und ich habe mich durch Mama nie beengt gefühlt. Wahrscheinlich genoss sie es, ihre Kinder einmal ohne Mittelsperson um sich zu haben. Mir erschien sie nie besonders lebhaft, eher ernst, gemessen aber freundlich.

Sehr gern und gut spielte sie Schach. Sie war eine geistig rege, hochgebildete Frau mit hervorragendem Gedächtnis und grosser Gedankenschleife. Ich habe mich oft gefragt, ob sie nicht besser in einen Gelehrtenkreis gepasst hätte. Man hat mir erzaehlt, dass jede Unterhaltung mit ihr anregend gewesen sei. Sie sei jedem "Maennergespräch" gewachsen gewesen, auch wenn es sich auf hoeherer Ebene bewegte.

Als Papa und unsere Mutter sich kennlernten, waren beide noch sehr jung, Mama von seltenem Liebreiz. Papa, der schon in der Fabrik angestellt war, muss wohl stark unter vaeterlicher Kontrolle gestanden haben, denn er machte kleine Umwege, um gewisse Besuche in der Stadt zu verschleiern. Der langjährige Färbermeister der Fabrik, Herr Wiesenthal, war nicht viel aelter als Papa. Die beiden Herren jagten oefters zusammen und das ergab den aeusseren Rahmen. So war es ganz unauffällig, wenn die beiden zusammen vom Fabrikhof ausritten, aber nach einer Weile Herr Wiesenthal weiter zur Jagd und Eduard Napoleonowitsch zur Stadt ritt.

Fünf Töchter Eduard Carl Peltzer (1837.01.28 - 1909)
und
Olga Volck (geb. 1840.12.15) -
von links nach rechts:
Martha, Hedwig, Klara, Anna und Olga.

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aaaaaaaaaaaaiii